Das Kino-Ereignis der Preisträger
präsentiert vom Filmkreis Oberwallis in Zusammenarbeit mit der Open Air Kino Luna AG
Mo 19. bis Sa 24. August 2013 im Stockalperschloss in Brig.
Alle Filme in der Originalversion mit Untertiteln in Deutsch und Französisch.
- Kinobar und Abendkasse beim Open Air Kino ab 19.45 Uhr geöffnet.
- Die Vorführungen beginnen um 20.45 Uhr. Sie finden bei jeder Witterung statt, ausser bei Sturm.
- Ticketpreis Fr. 15.- (zzgl. den üblichen Vorverkaufsgebühren)
Abo (alle 6 Filme) Fr. 75.-
mit Coop Supercard 25 Prozent Rabatt (nur gültig im Vorverkauf über Ticketcorner und Vorverkaufsstellen – nicht an der Abendkasse!) - Vorverkauf: Brig Belalp Tourismus, Buchhandlung Wegenerplatz Brig, Ticketcorner, Coop City in Glis; Tickets online: www.open-air-kino.ch
Montag, 19. August 2013
„AMOUR“
R.: Michael Haneke ; Land: F, D, A 2012 ; 125 Min.
Darst.: Jean-Louis Trintignant, Emmanuelle Riva, Isabelle Hubert
Preise: Oscar 2013 für bester fremdsprachiger Film, Goldene Palme Cannes 2012, Golden Globe 2013 für bester fremdsprachiger Film
Es ist sein bester Film, den uns Michael Haneke vorführt! In jeder Hinsicht ein starkes Werk: hervorragende Schauspieler, fantastische Kameraführung, eine berührende Story, eine aussagekräftige und nachhaltige Botschaft. Ein Gesamtkunstwerk!
In „Amour“ geht es um das Wesen der Liebe, um ihre Dauer, um ihren Bestand, um ihre Kraft, gerade auch im Alter, nach einer langen Zeit des Zusammenleben. Zwei Menschen im Alter, die den Zwiespalt aus körperlichen Verfall und seelischem Zusammenhalt manifestieren.
Der Film zeigt ein eingespieltes, über 50 Jahre verheiratetes Ehepaar. Die Liebe zueinander hat deswegen nicht gelitten. Sie haben eine schöne Wohnung und fühlen sich darin sehr wohl, bis Anne einen Schlaganfall erleidet. Georges wird sie allein umsorgen… Haneke zeigt nun die auftauchenden Probleme ganz unsentimental und doch so feinfühlig, und weil er so bedingungslos auf die Liebe setzt, ist es sein menschlichster, traurigster und sein hoffnungsvollster Film. Prädikat: man muss „Amour“ unbedingt gesehen haben, so muss Kino sein.
Dienstag, 20. August 2013
„BLANCANIEVES“
R.: Pablo Berger; Land: E, F 2012; 104 Min.
Darst.: Mirabel Verdu, Angela Molina, Daniel Gimenez Cacho
Preis: 10 Goyas 2013 Spanien
„Blancanieves“ ist eine aberwitzige Verfilmung des Schneewittchens-Stoffes, angesiedelt im Spanien der 1920er- und 1930er Jahre. Als Stummfilm mit Tönen und Klängen erweist der Film dem Kino der Frühzeit seine Reverenz und fesselt durch seinen überbordenden Einfallsreichtum.
Die Tochter eines spanischen Stierkämpfers wächst bei der Grossmutter auf, zieht nach deren Tod aber aufs väterliche Gut, wo es von der Stiefmutter misshandelt wird. Als der Vater stirbt, reisst das inzwischen im Stierkampf bewanderte Mädchen aus und schliesst sich einer 7köpfigen Liliputaner-Gruppe an, die im Holzwagen durch die Gegend tingeln und mit humorvollen Stierkampf-Gaukeleien ihren Unterhalt verdienen. (Auch ein Film für Stierkampfgegner).
Pablo Berger hat eine wunderbar originelle und einfallsreiche Version des Grimm’schen Märchens gedreht. Er kommt der Vorlage erstaunlich nah und ist doch sehr frei. Ein eleganter und schauspielerisch stärker Film mit vielen unvorhergesehenen Wendungen. Lasst euch überraschen!
Mittwoch, 21. August 2013
„JAGTEN“
R.: Thomas Vinterberg; Dänemark 2012; 111 Min.
Darst.: Mads Mikkelsen, Thomas Bo Larsen, Annika Wedderkopps
Preis: Cannes 2012 Bester Darsteller
Es beginnt derb und laut und fröhlich. Das Dorf trifft sich im Winter zum
Schwimmen. Die Mutigen , die es ins eisige Wasser schaffen, lassen sich feiern,
man trinkt, man singt und macht flotte Sprüche. Das Dorf lebt Gemeinschaft vor
– selbstverständlich und alltäglich, wo jeder jeden kennt. Lucas (Mads
Mikkelsen) gehört dazu, fühlt sich geborgen unter seinen Kumpeln. Perfekt!
Zumindest bis zu dem Tag, an dem Klara,die Tochter von Lucas‘ bestem Freund
Theo, sich, so klein sie ist, in Lucas verguckt, der im Kinderhort arbeitet.
Als Lucas nett, aber korrekt ihr die Grenzen aufzeigt, erzählt Klara der
Hortleiterin etwas und davon, dass Lucas ihr ein kleines Plastikherz geschenkt,
das sie gar nicht wolle… Nun nimmt die Geschichte ihren Lauf, und der
Zuschauer kann nun zuschauen, wie aus einer kleinen Lüge ein grosses
Drama wird…Es folgt die vorsorgliche Denunziation. o wird aus dem Verdacht im
Handumdrehen eine Tatsache, aus dem Freund ein Täter, aus der gutgemeinten
Sorge um das Kind eine Hexenjagd.
„Jagten“ ist ein subtiles Meisterwerk mit einem unschlagbaren
Klasseschauspieler Mads Mikkelsen. In diesem Film läuft Vinterberg zu einer
Hochform auf und legt ein hochspannendes Sozialdrama mit thrillerhaften
Einsprengseln vor. der Film dreht sich um ein brisantes Thema: um Pädophilie
zum einen und um die Verdachtshysterie der modernen Gesellschaft, zum andern. Ganz klar: ein Film, den man nicht verpassen darf.
Donnerstag, 22. August 2013
„LE PRENOM“
R.: Matthieu Delaporte, Alexandre de la Patelliere; Land: F, B 2012; 110 Min.
Darst.: Patrick Bruel, Valerie Benguigui, Charles Berling, Guillaume De Tonquedec, Judith El Zein, Françoise Fabian
Preise: 2 César für die besten Nebebrollen
Eigentliche stellt „Le Prénom“ an Comedy-Einlagen den letztjährigen Zuschauerabräumer „Intouchable“ weit in den Schatten. bei einem Essen geraten sich ein Ehepaar, das ein Kind erwartet, die Schwester des Mannes samt Gatte sowie ein Freund in die Haare. Auslöser des Konflikts ist der Vorname des Nachwuchses, dessen Vater kündigt an, sein Kind „Adolf“ nennen zu wollen, was mit Empörung quittiert wird und zu unliebsamen Offenbarungen von Ressentiments und verdrängten Wahrheiten führt.
Pointiert und rasant entfaltet der Film ein Dialog-Gewitter, das die zivilisierte Fassade einer bürgerlichen Familie ebenso schwer wie (für den Zuschauer) amüsant erschüttert. Denn, was man zu sehen und zu hören bekommt, sind die Klischees, die jeder einzelne von sich selbst sofort abstreiten würde, und die ihm doch an der Nasenspitze anzusehen ist. Aus weiblicher Sicht ist der Film ein Vergnügen, weil hier auch mal die Männer die Hysteriker abgeben dürfen. „Le Prénom“ gehört eindeutig zu den Filmperlen der diesjährigen 23.Filmtagen.
Freitag, 23. August 2013
„LIFE OF PI“
R.: Ang Lee; Land: USA 2012; 127 Min.
Darst.: Suraj Sharma (Pi 17jährig), Irrfan Khan (Pi erwachsen), Gérard Depardieu
Preise: Golden Globe 2013, 4 Oscar: Beste Regie, Beste Kamera, Beste Filmmusik, Beste visuelle Effekte
Ein indischer Zoodirektor wandert nach politischen Unruhen per Schiff mit seiner Familie und einigen Tieren Richtung Kanada aus, doch unterwegs sinkt das Schiff. Nur der 17jährige Sohn überlebt und findet sich in einem Rettungsboot mit einem Tiger wieder: eine nervenzerrende Schicksalsgemeinschaft, die eine lange Irrfahrt auf dem Meer vor sich hat.
Als erzählerisch wie visuell beeindruckendes Kinoerlebnis verbindet der Film die fulminante Abenteuergeschichte mit der Frage nach der Existenz Gottes. Ein in atemberaubenden Bildern verdichtetes, mitreissendes Drama.
Samstag, 24. August 2013
„DJANGO UNCHAINED „
R.: Quentin Tarantino; Land: USA 2012; 165 Min.
Darst.: Christoph Waltz, Jamie Fox, Leonardo DiCaprio, Samuel L. Jackson, Kerry
Washington, Don Johnson, Bruce Dern, Franco Nero (der allererste Django
Darsteller 1967)
Preise: Oscar 2013 für beste Nebenrolle Christopher Waltz und Oscar für bestes
Drehbuch
„Argo“ wurde in Hollywood zum besten Film des Jahres 2013 gewählt .
Unverständlich! „Argo“ ist wohl der misslungenste des Jahres.
Natürlich hätte „Django Unchained“ alle möglichen Oscars
gewinnen sollen. Denn: Quentin Tarantino hat nichts falsch gemacht.
Offensichtlich war die diesjährige Oscar-Jury überfordert. Anyway: „Django
Unchained“ ist vielleicht der allerbeste Quentin Tarantino Film. Er
beinhaltet alles was ein guter Film ausmacht: Spannung, witzige, geistreiche
Dialoge, alle Klischees, die es im Western einfach geben muss, schöne Musik,
eine Traumkamera, schauspielerische, atemberaubende Darsteller und Bilder und
und und…
Ein schwarzer Sklave wird von einem weissen Kopfgeldjäger freigekauft, wobei
sich aus der Zweckgemeinschaft ein Schüler-Lehrer-Verhältnis sowie eine
Freundschaft entwickelt. Zusammen wollen sie die Braut des ehemaligen Sklaven,
die einem sadistischen Herrn gehört, befreien und Rache nehmen. Rückgreifend
auf das Western-Genre, speziell den Italowestern, komponiert Quentin Tarantino
eine zitat- und beziehungsreiche Ballade über den Kampf gegen Rassismus und mit
Bigotterie verbrämte Grausamkeit, wobei sich exaltierte Gewaltspitze mit
anspielungsreichen Dialogen, rasanten Actionszenen mit elegischen Passagen
abwechseln.
Dieser Film ist hochpolitisch. Er ist ein Porträt der Lage schwarzer Sklaven
und des allgegenwärtigen Rassismus in den USA. Er hält vor allem dem weissen
Amerika den Spiegel vor die Nase, was die Weissen den Schwarzen einst antaten.
Dieser Film ist ein unbedingtes Muss und hat seine absolute Wirkung nur, wenn er im
O-Ton mit deutsch/französchischen Untertiteln genossen werden kann.